Restaurierungsphilosophie


Kurzphilosophie

 

 

Wird ein Möbel alt, so zeigen sich unweigerlich Spuren. Die Oberfläche verdreckt, wird spröde , reißt und wird abgearbeitet. Die Konstruktion wird beansprucht, beginnt zu wackeln und der Leim verliert seine Bindekraft, Teile gehen verloren oder werden beschädigt. Manche Spuren geben dem alten Möbel ein gewisses Flair, sind Zeugnis der Geschichte und verbergen für den Fachmann wissenswertes. Andere zeigen Fehlstellen, verhindern eine angenehme Nutzung, verstecken die Schönheit oder sind nur grau-seelig.

 

 

 

Erkennt ein Besitzer unter all den Spuren des Alters die versteckte Schönheit eines Möbels und hat den Wunsch diese wieder erstrahlen zu lassen, bin ich versucht bei meiner Restaurierung das Möbel bis in die Tiefe der Konstruktion auch von hartnäckigen Verunreinigungen zu befreien, die Spuren des Alters, welche ihnen eine besondere Ausstrahlung verleihen, zu erhalten und dennoch die Stabilität, die Funktion und die Ganzheit wieder her zustellen. Die abschließende Oberfläche, welcher sowohl eine schützende wie ästhetische Aufgabe zukommt, passe ich dem original entsprechend, je nach Möglichkeit, an den Kundenwunsch an und bringe damit die RestAura wieder zum Vorschein und strahlen.

 

 Wichtige Begriffe Sind für mich Originalerhaltung, Authentizität und Reversibilität,

 

Philosophie

 

Alles Materielle ist einem Zerfall ausgesetzt und braucht, will man es länger erhalten, Pflege.

 Diese Pflege ist ein kreativer Prozess, der sich an die unterschiedlichsten Wünsche orientiert.

 

Menschen werden runzelig - Objekte werden voll Schrammen

 

Wir Menschen bekommen graues Haar, bekommen dort und da Wunden und beginnen im Alter an allerlei Krankheiten zu leiden. Wir sind mobil und lange Zeit selbstständig und gehen, wenn wir uns wertschätzen und Gebrechen haben, ins Bad, zum Arzt oder zu einem Heiler.

Hier gibt es unterschiedlichste Heilungsansätze.

Die Aktivierung der Selbstheilkräfte durch Nahrungsumstellung und richtige körperliche Bewegung und Pflege, die Medikamentierung, die Operative Behandlung, das Herausschneiden und zusammenflicken...

Je älter ein Mensch mit gutem Gedächtnis wird, je älter er wird, um so spannender und wertvoller durch all seine Erlebnisse und Erfahrungen, von denen er berichten kann, für die Gesellschaft.

 

Objekte sind vom Anbeginn ihrer Existenz nicht selbstständig.

Sie werden zu einem Zwecke geplant, gebaut und so auch benutzt.

Im Laufe der Zeit werden sie abgeschlagen, abgenutzt, die Farben verblassen und Sie verschmutzen und sie gehen aus dem Leim und landen, wenn sie Glück haben am Dachboden,

dem Altersheim oder Hospitz der Dinge.

Sind Sie beschädigt und werden dennoch wertgeschätzt, weil sie praktisch sind, von guter Qualität sind, eine emotionale Bindung besteht, sie schon einen Seltenheitswert haben oder warum auch immer, bringt man sie zu Tischler oder Restaurator, um zu sanieren - gesund zu machen.

 

Auch hier gibt es unterschiedliche Heilungsansätze und man unterscheidet grob zwischen vier unterschiedlichen Herangehensweisen

 

Reperatur - Renovierung - Restaurierung - Konservierung

 

 

Ein guter Restaurator sollte alle Herangehensweisen beherrschen, Möbel wertschätzen können und die Herangehensweise an den Wert des Möbels sowie den Wunsch des Kunden unter Berücksichtigung denkmalpflegerischen Gedankenguts anpassen. Dieser Anpassungsprozess ist individuell und ein kreativer Akt bei jedem einzelnen Stück, und sei es noch so kommerziell gefertigt, einfach oder unwichtig erscheinend in seiner Art. Wie weit muss man gehen,wie weit darf man gehen, wo ist die Grenze des machbaren, wo ist die Finanzielle Grenze, welche Wünsche des Kunden lassen sich mit denen des Denkmalamtes vereinbaren und wie kann das Wissen des Restaurators Brücken zwischen den beiden schlagen? Die handwerkliche Tätigkeit ist erst der zweite Arbeitsschritt, nachdem der richtige Weg zwischen Kunde und Denkmalpflege vorgezeichnet wurde.

Richtlinien der Denkmalpflege sind unter anderem der möglichst vollständige Erhalt des Originals und die Reversibilität, die schadlose Rückführbarkeit, der Eingriffe.

 Beide dieser Richtlinien sind niemals 100% erfüllbar, da jeder Eingriff das Original unwiederbringlich verändert, doch sollte diese Veränderung im Rahmen des Kundenwunsches und der restauratorischen Möglichkeiten gering gehalten werden.

Denn jedes Möbel erzählt viele Geschichten.

Eine Geschichte von seinem Zweck, eine von seiner Gestaltung und dem darin gebundenen Zeitgeist, eine von der Verwendung der Materialien, eine von seinen Erschaffern, eine von seinen Nutzern und schließlich eine von seinen Pflegern.

All diese Geschichten sind Teil der Geschichte der Menschheit.

Neben der Erhaltung der Funktion und Schönheit ist es für uns als Restauratoren auch wichtig die Geschichten zu erhalten, die ein Möbel zu erzählen vermag,

wenn man sich damit beschäftigt.

Mit jeder Restaurierung fügt man diesen Geschichten eine weitere hinzu, und man sollte sich reiflich überlegen, was diese Geschichte beschreibt.

Jeder Eingriff sollte als solcher erkennbar bleiben, und dennoch sich so in das Gesamtbild einfügen, dass man genau hinschauen muss. Auch der Eingriff eines Restaurators ist Authentisch und wird zum Teil der Geschichte eines Möbels.

 

Mit dem geschulten Blick erkennen wir hinter der GrauSeeligkeit

den verbleibenden Glanz und die Schönheit der Aura eines Möbels,

seine Ausstrahlung, und bringen diese wieder zum Leuchten,

damit man Wohlgefallen an Ihnen findet und sie schätzt,

dass sie noch lange Zeugen der Geschichte bleiben.

 

Der Wert eines Möbels ist immer existent.

Der Wert eines Möbels ist der, den man ihm schenkt, wenn man ihn für sich erkennt und schätzt.

Als Person, als Institution oder als Gesellschaft.

 

 

Rest Aura d´or