Renaissance Kabinettschrank ca 1650

Der Kabinettschrank  diente als Zahlungsmittel eines verarmten Schlossbesitzers, um seine offene Rechnung zu begleichen und kam so zur neuen Besitzerfamilie. Er wurde lange Jahre verwendet und hatte einige Mängel bekommen, weshalb er ins Abseits gerückt wurde. So stand er lange Zeit in einem Abstellraum im Nebengebäude der Alm, von der er direkt zu mir in die Werkstatt kam.  Die Weitergabe in die nächste Generation hatte Restaurierung zur Folge.

In dieser Form dürfte Der Kabinettschrank maximal 100 Jahre zusammengestellt sein. Der Sockel ist damals entstanden. Die beiden Aufsätze dürften nicht zusammen gehört haben. Die Füße des Sockels waren wahrscheinlich auf dem unteren Teil angebracht. Bei der letzten Sanierung wurde am untern Schrank sowohl an den Türen, wie auch am Kasten selbst Teile ausgeflickt. Die Oberfläche wurde mit Kreidegrund überzogen und damit der Wurmfrass zugedeckt. Dieser war an der rechten unteren Ecke allerdings derart fortgeschritten, dass die Zinkenverbindung völlig zerfressen und die Seitenbretter entlang der untersten Gratleiste gebrochen war. Auch die Rechte Tür hatte derart stark unter Wurmfrass gelitten, dass die Verbindung keinen halt mehr hatte. Die Oberfläche war mit Ölfarbe gestichen und mit einem Harzfirnis überzogen. Dabei wurden auch die fein Ziselierten Beschläge übermalt. Einige Flammleisten fehlten, manche wurden durch schlichte Profilleisten ersetzt. Die Rückwand wurde mit Eisennägel fixiert und war mit Spalten. Das Möbel war stark verschmutzt, muffig und von Mäusen besiedelt und angefressen. Mit anderen Worten es war unansehnlich und grauseelig.

Die Aufgabenstellung war es die Konstruktion wieder so zu festigen, dass ein Gebrauch möglich war, das Möbel auf zu frischen, aber dennoch den alten Charakter zu erhalten.

 

So wurden dem Möbel die Beschläge abgenommen, diese gereinigt, entrostet, zurecht gebogen und mit einer Hartwachsschicht geschützt. Drei fehlende Schließblech und ein Schloss wurden ergänzt und zwei Schlüssel angefertigt. Durch offene Wurmlöcher wurde das Holz, soweit möglich, gefestigt und die Konstruktion nachgeleimt. Die rechte untere Ecke musste komplett ergänzt werden, da der Wurm diese komplett zerfressen hatte. Die linke untere Ecke wurde mit Holzkitt ergänzt und durch Holznägel verstärkt. Das ganze Möbel wurde innen und außen gereinigt. Fehlende Flammleisten wurden durch selbst gehobelte ergänzt und die früher durch einfache Profilleisten ergänzte wieder ausgetauscht. Die Flammleisten des unteren Stückes, welche mit Kreidegrund ziemlich zu gebappt waren wurden wieder etwas befreit. Die Oberfläche, welche sehr schlampig gestrichen war, wurde zum großteil erhalten. Sie wurde leicht überschliffen, um grobe Unebenheiten zu egalisieren, gekittet und dann mit selbstgerührter Ölfarbe gestrichen, gefirnist und gewachst. Die Beschläge wurden neu angeschlagen und die Türen wurden gangbar gemacht.