Oberflächenbehandlung



Josefinischer Schreibtisch mit neuer Politur

 

Wie schon bei allen anderen Restaurierungsschritten gibt es auch bei der Oberflächenbehandlung kein allgemein gültiges Rezept.

Grundsätzlich gilt auch hier der denkmalpflegerische Gedanke, möglichst viel des Originals zu erhalten, und das so unverfälscht wie möglich.

Die Zeit hinterlässt allerdings Spuren, welche ab einem gewissen Grad als unästhetisch empfunden werden. Auch im Laufe der Restaurierung können an der Oberfläche Bearbeitungsspuren entstehen.

 Druckspuren, Verunreinigungen, Abrieb, Abblättern... sind einige der auftretenden Beschädigungen der Oberfläche. Es ist ein Balanceakt, eine Methode zu wählen, welche dem Denkmalschutzgedanken entspricht, dem Kunden gefällt, für Ihn erschwinglich ist und für den Restaurator einen gangbaren Weg darstellt.

Ist die Holzoberfläche dem Wunsch entsprechend fertig,

kommt die schützende Oberflächenbehandlung als krönender Abschluss. Bevor man mit der Restaurierung der Oberfläche beginnt, ist es sinnvoll abzuwägen, ob man die noch am Objekt vorhandene Substanz erhalten kann,  diese erneuern muss oder welchen Effekt man erreichen will.

Die erhaltene Oberfläche kann auf verschiedenste Art und Weise ergänzt und aufgefrischt werden.

Wird Oberfläche erneuert, ist nach Möglichkeit die dem Original entsprechende Oberfläche zu wählen. Diese ist nicht immer leicht festzustellen, da die noch vorhandene Substanz häufig nicht die Originaloberfläche ist. So gibt es zum Beispiel sehr viele mit Schellack politierte barocke Möbel, welche erst im Laufe der Zeit mit Schellack neu behandelt wurden. Die Schellackpolitur war im Barock für viele nicht leistbar und wurde zu Beginn nur für ganz spezielle Möbel verwendet. Manche barocke Möbel wurden sogar noch vor der Ära der Politur erzeugt. Bevor die Schellackpolitur Mode wurde, verwendete man Harze, Wachse und Öle in den unterschiedlichsten Mischungen und Geheimrezepturen. Es ist so gut wie unmöglich jedes einzelne Stück auf seine Orginalsubstanz untersuchen zu lassen und nur bei wertvollsten Stücken wirklich sinnvoll. Selbst bei wertvollen Stücken ist eine Analyse häufig  nicht von Erfolg gekrönt, da sich das Mischungsverhältnis von Natursubstanzen nur schwer feststellen lässt.

Kann die Originaloberfläche nicht bestimmt werden, kann man sich im besten Fall dem Original nur annähern und es muss eine dem Kundenwunsch entsprechende Lösung gefunden werden.

 

Wir können für Sie folgende Oberflächen anfertigen

 

Schellack

Schellack ist das raffinierte Ausscheidungsprodukt der indischen Blattschildlaus

Schellack gibt es grob gesprochen in vier Farben:

Rubin(dunkel), Orange(Mittel), Sonne(hell) und gebleicht(farblos)

Der Schellack wird mit hochprozentigen Spiritus gelöst und mit dem Ballen oder Pinsel aufgetragen.

Diesen fertigen wir je nach Bedarf und Wunsch in unterschiedlichsten Qualitäten

Schellackpolitur

die feinste und zeitaufwendigste, bis zu drei Monaten oder länger dauernde, Politur ist die sogenannt

französische Politur

Sie erreicht eine unverwechselbare Leuchtkraft und Tiefenwirkung.

Diese wird durch ein langes Porenfüllen nur mit Spiritus

und einer sehr, sehr dünnen abschließenden Schellackschicht erzielt.

 

Deutlich geringer ist der Zeitaufwand (bis zu vier Wochen) bei der

österreichischen Politur

Bei dieser Methode wird die Politur zwar in kürzerer Zeit fertig,

dennoch ist der Schellackauftrag deutlich dicker.

 

Noch schneller geht die sogenannte

polnische oder ungarische Politur

Hier wird auf das Porenfüllen mit Pims fast vollkommen verzichtet

und mit sehr dickem Schellack gearbeitet. Eine dicke Schellackschicht überdeckt die Poren und die Politur kann leicht einfallen (die Poren öffnen sich nach Monaten oder Jahren).

Zudem wirkt das Holz eher überdeckt und zugepappt.

 

Schon keine Politur mehr ist die

Schellackierung

Bei dieser Oberflächenbehandlung wird der Schellack mit dem Pinsel aufgetragen,

leicht überschliffen und dann mit dem Ballen geglättet.

Bei dieser Methode bleiben die Poren meist geöffnet, oder fallen wieder ein.

 

Die Länderbezeichnungen sagen nicht aus,

dass nur in diesen Ländern nur diese Art der Polituren gefertigt wurden!

Es soll auch keine Wertung daraus entstehen.

Jede Art hat ihre Vorzüge ebenso wie Nachteile!

Man hat es mich so gelehrt.

 

Zu den oben angeführten Methoden gibt es natürlich unzählige Abstufungen,

sowie jeder Meister seine eigen Herangehenweise pflegt.

Man hat auch immer wieder, um Kosten zu sparen, Harze oder Wachse zur Politur gemischt.

Dies praktizieren wir nur auf ausdrücklichen Wunsch.

Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, da dem handelsüblichen Schellack manchmal schon vom Produzenten in betrügerischer Absicht Substanzen beigemengt werden, was man beim Kauf nicht sehen, und oft nur schwer nachweisen kann.

Wachse

Wir fertigen auf Wunsch reine Wachsoberflächen

Hierzu verwenden wir entweder gekauft Produkte je nach Wunsch,

oder mischen uns selbst eine je nach individuellem Bedarf Hart- oder Weichwachsmischung aus den verschiedensten Wachsen.

 

Auch überziehen wir auf Wunsch geölte Flächen mit Wachs,

um noch einen schöneren seidigen Glanz zu erzielen.

 

Öle

Um die Oberfläche des Holzes noch etwas zu härten, etwas wasserresistenter zu machen und die Struktur anzufeuern verwenden wir gerne härtende Öle.

Hier ist zu bedenken, dass diese meist mit der Zeit nachdunkeln.

Wir erzielen so je nach Wunsch eine offen oder geschlossenporige,

matte oder matt glänzende Oberfläche

 

Die geölt Oberfläche kann auch nach dem trocknen gewachst oder politiert werden.

Harze

Wie auf Gemälden wurden auch auf Möbeln Harze oder Harzmischungen als abschließende schützende Oberfläche angebracht.

Es gibt spirituslösliche Bestandteile der Harze, welche gerne mit Schellack vermischt wurden.

Und es gibt terpentinlösliche Bestandteile, welche sich zu Wachsen mischen lassen.

Es gibt nahzu farblose Harze wie Mastix, Damar-,...

Und farbige Harze wie Aloe, Drachenblut,...

Auch hier gilt es zu berücksichtigen,

dass die meisten Harzmischungen mit der Zeit etwas bis stark vergilben

Je nach Vorbehandlung erzielt man damit eine seidenmatte bis glänzende Oberfläche.

 

 

Unrestauriertes Kästchen mit unterschiedlich vergilbter und unterschiedlich dick aufgetragenem Schellack